Keramik aus Ostasien - Perfektion und Innovation

Monochrome Porzellane, Qing-Dynastie, teils Privatbesitz (Foto: Horst Kolberg, Neuss)

Keramik aus Ostasien - Perfektion und Innovation

Chinesische Keramik

Obwohl China bekannt ist für die frühen keramischen Kenntnisse, die zur Herstellung von Steinzeug führten, wurde auch in der chinesischen Frühzeit ausschließlich bemalte Irdenware hergestellt. Ein weiterer Schritt war ein Steinzeug mit Feldspatglasur, das wegen seiner Härte und Glasurart unter der Bezeichnung Protoporzellan als Vorläufer des späteren Porzellans bekannt wurde, obwohl äußerlich keine Verwandtschaft sichtbar ist. Das erste echte Porzellan entstand in der mittleren Tang-Zeit (618–906).

Die Verbreitung des Buddhismus, die dem Menschen nach seinem Erdenleben noch weitere Leben in Aussicht stellt, führte in der Han-Zeit (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) und der T´ang-Zeit zur Herstellung von Keramikobjekten mit Abbildungen aus Alltagsleben und Tierwelt, die den Verstorbenen als Grabbeigaben für ihr Leben im Jenseits mitgegeben wurden. Besondere Bekanntheit haben die Pferdeskulpturen erlangt, die glasiert in den T´ang-Farben braungelb und grün, meisterlich in der naturnahen Ausführung je nach Größe den gesellschaftlichen Status des Verstorbenen anzeigte. Höchstleistungen entstanden in Aufträgen für den Kaiserhof.

Auf die T´ang-Zeit folgen einige Zwischenperioden, von denen die Sung-Periode als Zeit der Seladone, eines Steinzeugs oder Porzellans mit blassgrüner Eisenglasur aus reduzierendem Brand, in die Keramikgeschichte einging. Vielleicht schon in der Sung-Zeit, mit Sicherheit aber in der Yüan-Zeit kamen die ersten Blau-Weiß-Porzellane auf.

Erst mit der Neuzeit, als das Land in der Yüan-Zeit (1279–1368) unter der Herrschaft der Mongolen stand, und der anschließenden Ming-zeit (1368–1644) setzte die Periode der chinesischen Keramikgeschichte ein, in der das Porzellan zu einem weltweit begehrten Luxusgut wurde. Berühmt wurden die Seladone und das Blauweiß-Porzellan. Der Ort Ch´ing-Te-Cheng wird zum Porzellanzentrum Chinas, wo eine Reihe von Werkstätten unter der Aufsicht von kaiserlichen Beamten stand.

Die unterschiedlichen Dekore machen heute eine zeitliche Zuordnung der Porzellane möglich. Die blaue Bemalung wird im Laufe der Zeit ergänzt durch die Farben Grün und Rot. Das Ende der Regierungszeit des Kaisers Wan-Li im Jahre 1619 läutet das Ende der Ming-Zeit ein und damit das Ende einer der wichtigsten Epochen chinesischen Porzellans.

Die anschließende Ch´ing-Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts bringt völlig andere als die bisher bekannten Dekore hervor, die überwiegend mehrfarbig waren. Die jeweils vorherrschende Farbe in der Bemalung führt zu den Bezeichnungen Famille Verte und Famille Rose. Eine Besonderheit ist das Eierschalenporzellan, ein sehr dünner Scherben mit feiner Bemalung. Die Verwendung der gelben Farbe ist ein Indikator dafür, dass es sich um Porzellan handelt, das im kaiserlichen Auftrag hergestellt wurde.

Keramik aus Korea

Die Keramik Koreas nimmt eine Sonderstellung ein. Wichtige Entwicklungen - wie die Weiterentwicklung aus Indien eingeführter Dekore - nahmen ihren Weg von China nach Korea; von dort aus beeinflussten sie wiederum die chinesische Keramik.

Eine Eigenständigkeit der Keramik Koreas bringt im Wesentlichen die Koryu-Zeit (918-1392). Auffallend sind die Einlegearbeiten in Seladon, die so genannten Sangam-Seladone und der eigenständige Formenkanon,  wie  kürbisförmige Kannen und Gefäße in Kugelform mit kantigem Hals.

Aufgrund der geographischen Lage Koreas und politischer Konstellationen wurde das Land zum Kristallisationspunkt der Verbreitung verschiedener Techniken der Porzellanherstellung für die umliegenden Länder, insbesondere für Japan. Vom so genannten Töpferfeldzug brachte der japanische Feldherr Hideyoshi 1596 Töpfer nach Japan, weil er die Wirtschaftskraft, die die Keramikherstellung für ein Land bedeuten kann, schnell erkannt hatte. Es wurde damit sowohl die Entwicklung der japanischen Teekeramik eingeleitet als auch der Einfluss der asymmetrischen Malerei in Unterglasurrot und -blau.

Keramik aus Japan

Die ältesten keramischen Erzeugnisse Japans stammen aus dem Neolithikum (5. -3- Jahrtausend v. Chr.), der Yomon-Zeit. Yomon-Keramik ist eine einfache Irdenware, die im offenen Feuer zwischen 600 und 800 Grad gebrannt wurde. Der Name Jomon bedeutet Schnurmuster und deutet auf das eingedrückte Muster dieser Ware hin. Im Anschluss an diese Zeit vollzieht sich ein einschneidender Stil- und Formenwandel in der Keramik. Die Yayoi-Keramik ist zwar technisch nur geringfügig höher entwickelt als die Jomon-Keramik, weist jedoch bereits alle Grundtypen der Gefäßformen auf, wie Fußschalen, Vasen und unterschiedliche Arten von Flaschen.

Im 5. Jh. n. Chr, wurde die Yayoi-Kultur von einer Welle von Einwanderern aus Korea überlagert, die eine völlig neue Technik der Keramikherstellung vom Festland mitbrachten: die Verwendung der Töpferscheibe und die Einführung eines Brennofens, der Brenntemperaturen von über 1000 Grad ermöglichte.  Die erstmals südlich von Osaka errichteten Brennöfen - im Japanischen ana-gama (Höhlen- oder Grubenofen) genannt - wurden als überdachte, ca. 1,50 m breite und zwischen 6 und 10 m lange Gräben in einem Neigungswinkel von 30 Grad dem Gefälle folgend in den Hang hinein gebaut. Die Öfen konnten Temperaturen von über 1200 Grad erreichen. Hierzu bedurfte es einer besonderen Tonerde. Die Erzeugnisse aus diesen Öfen werden Sueki genannt, und bezeichnen im japanischen Sprachgebrauch Opfergaben der Priester. Bald wird diese Keramik jedoch zur Gebrauchskeramik der herrschenden Adelsklasse. Dabei handelt es sich um eine hoch gebrannte Irdenware mit einem grauen dünnwandigen harten Scherben. Daneben wurde für alle sozialen Schichten die Hagi-Keramik in der Tradition der Yayoi-Zeit in großen Mengen bis etwa zum 10. Jahrhundert produziert. Von der Zeit an konzentriert sich die Herstellung von Keramik auf bestimmte Gebiete des Landes, deren jeweilige Zentren als Namen der so genannten Sechs Alten Brennöfen in die Geschichte der Keramik eingegangen sind: Ko Seto, Tokoname, Echizen, Shigaraki, Tamba und Bizen.

Lediglich in Seto wurden glasierte Gefäße hergestellt, die anderen Öfen brachten ausnahmslos unglasiertes Steinzeug hervor.

Um 1600, nach den Korea-Feldzügen,  kam die Kunst des Porzellanmachens nach Japan. Bei Arita auf der Insel Kyushu hatte der legendäre Mönch Ri Sampei Kaolinvorkommen entdeckt. Dieser kleine Ort mit dem 20 km entfernten Hafen Imari entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zum Zentrum des japanischen Porzellans. In der ersten Generation war es noch technisch imperfekt und stark an chinesischen Vorbildern orientiert. Es entwickelten sich allerdings schnell eigene Stilrichtungen, etwa im Kakiemon-Porzellan, das in der Meissener Frühzeit häufig kopiert wurde, oder im so genannten Brokatstil, dem

nishiki-de, der in der farbdominanz Blau, Rot und Gold zur bevorzugten Handelsware der Niederländer wurde, die mit der Gründung der ostindischen Handelskompagnien die feudalen Bedürfnisse nach hochwertigem Porzellan befriedigten. Sie waren die einzigen, die seit der Abschottung Japans von 1641 bis zur Meiji-Reform 1868 offiziell mit Japan Handel treiben durften, auf der eigens dafür aufgeschütteten Insel Dejima vor Nagasaki.

Kakiemon, Nabeshima, Kutani und Imari dominieren als Inbegriff die japanische Porzellankunst. Die hohe Wertschätzung der Keramik in Japan hat zur Folge, dass Namen wie der der Familie Kakiemon über Generationen der Keramikkunst verpflichtet waren und den Status eines lebenden Staatsschatzes erreichten -  eine der höchsten Auszeichnungen in der japanischen Kultur.

 

Während der Meiji-Zeit (1868 - 1912) wurde in Satsuma Steingut als keramischer Werkstoff verwendet, der vorher in Japan nicht bekannt war. Satsuma-Keramik galt lange Zeit als minderwertig, was zum Teil darin begründet liegt, dass sehr unterschiedliche Qualitäten in oft großen Mengen hergestellt wurden. Ein ähnliches Phänomen findet sich zeitgleich in Europa beim Jugendstil. Heute sind Spitzenstücke beider Stilrichtungen zu begehrten Sammelobjekten geworden.

Keramik aus Thailand

Die thailändische Keramik umfasst, sieht man von den Epochen des Ban Chiang und der Khmer-Keramik ab, Irdenware aus Sukhothai und Steinzeug aus Sawankhalok.

In allen thailändischen Epochen einschließlich der Frühzeit wurde Keramik hergestellt, die hinsichtlich Form und Gestaltung wenig bis keine Einflüsse von außerhalb erkennen lässt.

Obwohl Angkor, die Hauptstadt des heutigen Kambodscha, Zentrum der Khmerkeramik war, wurde diese Keramik auch im thailändischen Bereich hergestellt, lagen doch die Brennöfen im Grenzgebiet auf thailändischen Boden. Während der Zeit vom 9. bis zum 13. Jahrhundert entstanden Waren aus meistens glasierter zum größten Teil hochgebrannter Irdenware in den Farbgebungen gelblich-weiß, fleckig-braun oder seladon.

Ein dunkler Scherben taucht mit heller Glasur auf, während helle Scherben meistens mit dunklen Farben glasiert wurden. Typisch für diese und auch die spätere Keramik sind ungewöhnliche Formgebungen, wie sie in anderen Kulturen nicht vorgekommen sind.

Im 13. Jahrhundert wurde das Reich im Zuge einer Wanderung von Thai-Völkern aus Südchina gen Westen unterworfen. Das Königreich von Sukhotai wurde gegründet, in dem sich eine eigene keramische Tradition entwickelte.

Bei der Keramik handelt es sich um eine graue steinzeugartige hochgebrannte Irdenware mit einer transparenten feincraquelierten farblosen Glasur. Andere haben eine eisenbraunschwarze Bemalung, überwiegend mit Blütenranken, Darstellungen von Fischen oder Strichornamenten.

Ungefähr zeitgleich wird in Sawankhalok Keramik hergestellt. Die Produktion wird etwa im 14. Jahrhundert aufgenommen und bis zum Untergang des Reiches 1767 fortgesetzt. Während dieser Zeit entstehen Gefäße unterschiedlichster Art und Plastiken von Tieren, die auch als Grabbeigaben verwendet wurden.

Während die Seladon-Glasur in anderen Kulturen meistens blassgrün ist, schwankt sie hier zwischen einem feingetönten Blaugrün bis zum stumpfen Graublau und Dunkelgrau.

Bei der Ornamentik sind hier - wie in Sukhotai-Keramik - Blattranken, Linien und Strichmuster typisch. Aus dem 15. und 16. Jahrhundert stammen ebenfalls Keramiken aus Sankampaeng und Kalong, der Sawankhalok-Keramik sehr ähnlich. Später geht die eigene Produktion zurück.

Bis zum 18. Jahrhundert wurden in China vielfarbig bemalte Porzellane für Thailand geschaffen, die oft irrtümlich als thailändische Arbeiten betrachtet wurden, weil die Bemalung aus dem Motivschatz thailändischer Kunst stammt.