Sonderausstellung "Position Palermo Palermo"

| Kultur Erstellt von Meissner, Valentina

Die Sonderausstellung "Position Palermo Palermo" ist vom 6. September bis zum 30. Dezember im Stadtmuseum Düsseldorf, Berger Allee 2, zu sehen

Die Sonderausstellung "Position Palermo Palermo" ist vom 6. September bis zum 30. Dezember im Stadtmuseum Düsseldorf, Berger Allee 2, zu sehen

(V.l.) Künstler Adriano La Licata, Kurator Michael Kortländer, Hedwig Fijen, Direktorin der Manifesta, Museumsleiterin Dr. Susanne Anna, Kurator Dr. Alessandro Pinto sowie der Künstler Fabio Sgroi

Die Sonderausstellung "Position Palermo Palermo" ist vom 6. September bis zum 30. Dezember im Stadtmuseum Düsseldorf, Berger Allee 2, zu sehen

Die Sonderausstellung "Position Palermo Palermo" ist vom 6. September bis zum 30. Dezember im Stadtmuseum Düsseldorf, Berger Allee 2, zu sehen

Ausgehend vom Werk der Tänzerin und Choreografin Pina Bausch "Palermo Palermo" und vor dem Hintergrund der "Manifesta 12" erkunden die in Palermo lebenden und arbeitenden Künstlerinnen und Künstler Michela Palermo, Roberta Mazzola, Adriano La Licata, Jose Florentino, Fabio Sgroi, Giorgio Vasta und Roberto Collovà ihre sizilianische Metropole.

Ausgehend vom Werk der Tänzerin und Choreografin Pina Bausch "Palermo Palermo" und vor dem Hintergrund der "Manifesta 12" erkunden die in Palermo lebenden und arbeitenden Künstlerinnen und Künstler Michela Palermo, Roberta Mazzola, Adriano La Licata, José Florentino, Fabio Sgroi, Giorgio Vasta und Roberto Collovà ihre sizilianische Metropole. Ihre Foto- und Videoprojekte nehmen stadttheoretische und künstlerische Fragestellungen auf.

In der Sonderausstellung "Position Palermo Palermo" sind die künstlerischen Arbeiten vom 6. September bis zum 30. Dezember im Stadtmuseum Düsseldorf, Berger Allee 2, zu sehen. Analog zur Biennale tragen die beteiligten Künstler die Diskussion um Kunst im Kontext von Migration und Stadt in das Stadtmuseum und eröffnen damit den kulturellen Dialog zwischen Düsseldorf und Palermo, den beiden Partnerstädten. Insgesamt werden etwa 180 Exponate zu sehen sein. Zudem zeigt im Rahmen der Schau die "Manifesta", europäische Biennale für zeitgenössische Kunst, ihre eigene Geschichte von 1996 bis heute in einer Dokumentation. Für sehbeeinträchtigte und blinde Menschen sind Hörstationen sowie ein Audioguide verfügbar. Außerdem kann eine Saalzeitung in Leichter Sprache genutzt werden.

Pina Bauschs "Palermo Palermo"
Das 1990 im Teatro Biondo präsentierte Schauspiel von Pina Bausch "Palermo Palermo" beginnt mit einer Mauer auf der Bühne, die in sich zerbricht. Die Trümmer hingegen werden zum aktiven Teil der Szene. Alles endet ohne einen erzählerischen Zusammenhang mit einem Monolog über Gänse, die durch ihre endlosen Gebete einen Fuchs daran zu hindern versuchen, sie zu verspeisen. Es geht um zwei elementar gegensätzliche Kräfte: die zentrifugale Kraft, die einen aus der Stadt herauskatapultiert und zur Flucht auffordert und die Zentripetalkraft, diesem Drang zu widerstehen, um in einer Stadt mit tausend Geschichten und tausend Kontrasten zu bleiben. Diese beiden Kräfte sind auch der roten Faden der Ausstellung "Position Palermo Palermo" im Stadtmuseum, den die Künstlerinnen und Künstler durch ihre persönlichen Visionen von Palermo aufzeigen. Das Medium Fotografie wird zum Teil genutzt und zusammen mit Installationen, Skulpturen und Hörtexten zeigt es Fragmente und Passagen einer Stadt der tausend Gesichter.

Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung:
Roberto Collovà:
Die Fotos von Roberto Collovà sind Bilder, die mit äußerster Sorgfalt zu "lesen" sind. Die gezeigte Serie konzentriert sich auf einige Orte an der Küste von Palermo und auf ihren aktuellen, dem Zerfall preisgegebenen Zustand: die Spuren der Zeit, die gezwungene und verkannte Natur, die Gebäude. Die Fotos zeigen eine andere Seite von Palermo, die Seite des Schwarzbauens, der Respektlosigkeit vor der eigenen Geschichte und vor der Umwelt. Roberto Collovà wurde 1943 in Corleone geboren und lebt und arbeitet in Palermo. Als Architekt beschäftigt er sich mit Stadtplanung, Landschaft, Design und Fotografie. Er schreibt für mehrere italienische und internationale Verlage und Zeitschriften. Collovà hat an der Fakultät für Architektur in Palermo und an der Akademie für Architektur in Mendrisio, in der Schweiz, sowie in Barcelona, Las Palmas, Lissabon und Venedig unterrichtet. Roberto Collovà nimmt an der Biennale Manifesta 12 in Palermo 2018 mit dem Projekt "Giardino di giardini. Azioni sulla Costa Sud" teil.

José Florentino: José Florentinos Fotografie kümmert sich nicht um die äußere Erscheinung der Dinge. Er ist auf der Suche nach dem idealen Moment, der die Situation über das rein Sichtbare hinaus erzählen kann. Der Blick des portugiesischen Künstlers ist ohne Filter. Er nimmt das Leben auf, wie es geschieht. So tritt Florentino mit seinem fotografischen Auge in das nächtliche öffentliche und intime Chaos Palermos ein. Wie ein Flaneur fängt er die Reize der Stadt ein, beobachtet seine Lichter und Schatten, die Architektur, die Gesichter, die Körper, die Masse der Menschen. Das Schwarz-Weiß seiner Bilder versucht die Atmosphäre wahrzunehmen und wiederzugeben. José Florentino wurde 1984 in Porto, Portugal, geboren. Er studierte Fotografie am Instituto Portugues de Fotografia in Lissabon. Nach einer Reihe von Reisen durch Europa zog er 2008 nach Palermo. Dort beginnt seine aktive Zeit in der Kunstszene der Stadt. Er fotografiert lokale und ausländische Künstler in ihren Ateliers und Ausstellungen. Er nimmt an mehreren Ausstellungen in Italien, in Deutschland/Düsseldorf, in Belgien, am Concertgebouw in Brügge, teil und stellt mit dem London College of Communication aus.

Adriano La Licata: Die Kunst von Adriano La Licata ist das Ergebnis empirisch-experimenteller Untersuchungen zur medialen Kraft und Möglichkeit der Fotografie. La Licata spielt mit unheimlichen Elementen, die beim Zuschauer eine Desorientierung jedoch ohne Erschrecken hervorrufen. Die Fotografie ist nur ein Mittel ohne formalen Anspruch. La Licatas Fotos zielen stattdessen auf das Aufzeigen von Inhalten, die die konventionelle Ordnung von tradierten Sehgewohnheiten und Inhalten zersetzen. Die Serie "Void is Light" konzentriert sich auf das Weiß von entfremdeten und gleichzeitig lächerlichen Objekten außerhalb eines Sinnzusammenhangs. Adriano La Licata wurde 1989 in Palermo geboren, wo er Grafikdesign an der Kunstakademie studierte. Gleich zu Beginn seiner künstlerischen Forschung gründete er 2009 mit einigen Künstlern aus Palermo und dem Ausland das künstlerische Kollektiv "FARE ALA". Zwischen 2010 und 2011 lebt er in Spanien in Bilbao und studiert Fotografie und zeitgenössische Kunst an der Universität von Pais Vasco UPV. In den folgenden Jahren lebt er in Brasilien, Barcelona, Bristol und London. Im Jahr 2014 wird er für einen Master of Fine Arts an der Avans University of Applied Sciences in Holland ausgewählt. 2018 kehrt Adriano La Licata nach Palermo zurück und eröffnet den Off-Raum "DOM".

Roberta Mazzola: Roberta Mazzolas Arbeiten zeichnen sich durch eine sorgfältige formale Recherche aus. Von den kleinen Wachsfiguren bis zur Collage-Serie zeigen die Arbeiten ein eklektisches Interesse für die Komposition von Bildern und Objekten. Das Hauptelement dieser Recherche ist die Natur, die die Künstlerin nicht als Objekt betrachtet, sondern als dynamische kreative Kraft. Wie in ihren Werken aus Wachs zu sehen ist, prägt und bestimmt die Natur selbst ihre Form. Die auf Spiegeln präsentierten Werke verdoppeln sich und das so reflektierte Bild wird auf den Betrachter projiziert. Roberta Mazzola wurde 1990 in Palermo geboren. Sie schreibt sich in der Rechtswissenschaftlichen Fakultät ihrer Heimatstadt ein, aber sie unterbricht ihr Studium, um die Akademie der Schönen Künste von San Martino delle Scale zu besuchen, wo sie sich hauptsächlich den Papier- und Buchrestaurationstechniken widmet. Später besucht sie die renommierte Restaurierungsschule von Palazzo Spinelli in Florenz, wo sie sich um die Archivierung von fotografischem und digitalem Material kümmert. Nach ihrem Studium kehrte sie nach Sizilien zurück, wo sie an der Akademie der Schönen Künste in Palermo Malerei studiert. Roberta Mazzola lebt und arbeitet in Palermo und Castelbuono.

Michela Palermo: Gebäudedetails, ätherische Gesichter und Körper, im Dunst liegende städtische Blicke, undeutliche Landschaften und Objekte, dies sind einige Themen der Fotoinstallation von Michela Palermo. Man steht vor einer großen Unordnung, vor einer "Nicht-Konsequenz", vor scheinbar bedeutungslosen Bildern, an die man sich kaum erinnert. Das schmutzige Schwarz-Weiß, das Unscharfe und die manchmal irreguläre Perspektive treiben die Komposition des Bildes bis zur Abstraktion. Das Drucken der Fotos auf einfachen Papierblättern radikalisiert die Spannung und erhöht die unbeständige Formlosigkeit. Michela Palermo wurde 1980 in Bagnoli Irpino geboren. Nach dem Studium der Politikwissenschaft an der Universität Bologna besuchte sie das General Studies Program am International Center of Photography New York. Ihre fotografischen Projekte wurden sowohl in Italien als auch im Ausland präsentiert. Seit 2010 arbeitet sie als freie Fotografin für Verlagsprojekte mit italienischen und ausländischen Magazinen. Sie ist auf Self-Publishing spezialisiert und veranstaltet Workshops zum Thema Fotografie, Kreation und Self-Publishing des Fotobuchs.

Fabio Sgroi: Seit den ersten Serien ist der Blick von Fabio Sgroi beeinflusst von der Fotografie des Journalisten und Reporters. Sein Schwarz-Weiß überträgt die Spannung zwischen Narration und Dokumentation in das Herz des Mediums Fotografie. Er fängt die Realität durch unbedeutende isolierte Ereignisse ein. Sie funktionieren wie ein Schlüssel, um das, was stumm ist, wenn man es nur ganz allgemein betrachtet, zu entziffern. Seine Bilder der lebendigen Punk-Szene in Palermo berichten dem Betrachter von einem meist ignorierten kulturellen Kontext der 80er Jahre, die einem eher durch Stereotypen der Mafia-Kriege bekannt sind. Mit demselben sorgfältigen Blick zeigt er auch die grenzwertigen Inhalte in der Serie "Past Euphoria Post Europa" auf. Sie zeigen seine Suche nach Wahrheit. Fabio Sgroi wird 1965 in Palermo geboren. Als Autodidakt fotografiert er ab 1984 seine Freunde, junge Rebellen der Punk- und Undergroundszene und nähert sich so der Fotografie an. 1986 tritt er für zwei Jahre der Fotoagentur "Informazione fotografica" von Letizia Battaglia und Franco Zecchin für die Tageszeitung "L'Ora" in Palermo bei. Von Beginn an widmet er seine fotografischen Arbeiten seiner Heimatstadt Palermo und der Insel Sizilien. Später bereist und arbeitet Sgroi in Europa und verschiedenen Teilen der Welt.

Giorgio Vasta: "City Scripts" ist das vom Schriftsteller Giorgio Vasta kuratierte Projekt, das auf der Manifesta 12 Biennale in Palermo präsentiert wird. Das Projekt besteht aus fünf Mikroerzählungen über die sizilianische Hauptstadt; drei einzelne von der Regisseurin Emma Dante, vom Autor Fulvio Abbate und von Giorgio Vasta und zwei kollektive Erzählungen, realisiert von den Studenten des Centro Sperimentale di Cinematografia, der Kunstakademie und von jugendlichen Flüchtlingen. "City Scripts" ist die Beschreibung von fünf palermitanischen Fragmenten, fünf Visionen hörbar gemacht. In jeder Vision werden Landschaften aus Wörtern, wordscape, mit Klanglandschaften, soundscape, die "VacuaMoenia" (Fabio R. Lattuca e Pietro Bonanno) für jede Erzählung kuratiert hat, vermischt. Es geht um fünf verschiedene Punkte in Palermo: den arabischen Brunnen, ein viereckiges Loch, dessen Ursprung unbekannt ist; Arenella, ein kleines Fischerviertel; Via Vincenzo Di Pavia, eine kleine unbedeutende Straße; eine Bank in einem öffent­lichen Garten; zwei Busse, die die Stadt längs durchqueren. Giorgio Vasta wurde 1970 in Palermo geboren. Er hat einen Masterabschluss in Erzähltechniken an der Holden Schule in Turin. 2008 veröffentlicht er seinen ersten Roman "Die Glasfresser". 2010 erscheinen "Spaesamento" (Laterza) und 2012 "Presente" (Einaudi mit Andrea Bajani, Michela Murgia, Paolo Nori). 2013 schreibt er mit Emma Dante das ­Drehbuch des Films "via Castellana Bandiera". 2016 veröffentlicht er zusammen mit dem Fotografen Ramak Fazel das Buch "absolutely Nothing. Storie e sparizioni di deserti americani", Humboldt / Quodlibet. 2018 kuratiert er das Projekt "City Scripts" für die Biennale Manifesta 2012 Palermo.